Der Wald brennt. Fast täglich liest man in diesem Sommer die Schlagzeile in den Medien. Aber wie ist die Lage bei uns in der Region? Darüber sprach SPD-Abgeordneter und Landtagspräsident Hendrik Hering mit Brand- und Katastrophenschutzinspekteur der Kreisfeuerwehr Tobias Haubrich bei Mittwoch Digital.
Es ist ein Sommer, so trocken, wie seit Jahren nicht. Allein im Westerwaldkreis musste die Feuerwehr in diesem Jahr bereits zu rund 90 Wald- und Vegetationsbränden ausrücken. Das macht fast 20 Prozent der diesjährigen Einsätze aus. Zum Glück sind die Brände laut Tobias Haubrich, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur der Kreisfeuerwehr, bislang glimpflich ausgegangen. Eine Fläche von zwei Hektar Wald Mitte August bei Selters war flächenmäßig das umfangreichste. Bedenkt man, dass in Europa insgesamt allein in diesem Sommer schätzungsweise 700.000 Hektar Waldflächen verbrannt sind, wird einem das Ausmaß des trockenen Hitzesommers allerdings bewusst.
„Rheinland-Pfalz und auch der Westerwaldkreis haben eigentlich eine eher geringe Waldbrandgefahr. Durch große Mischwaldflächen mit viel Laubholz und einem guten Wegenetz mit Schutzstreifen sind die Voraussetzungen eigentlich gut“, erklärte Tobias Haubrich. Doch dann kam das große Aber. „Die Waldflächen sind in diesem Jahr stark ausgetrocknet und laut Landesforsten sind 80 Prozent der bestehenden Bäume nicht gesund.“ Zusätzlich seien die aktuell durch Borkenkäfer und Sturmschäden verursachten Totholzbestände eine große Brandlast, welche teilweise auch Hindernisse im Vorankommen darstellen. Wie hoch die Gefahr tagesaktuell eingeschätzt wird, findet man online auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes unter Waldbrandgefahrenindex und Graslandfeuerindex.
Der Westerwaldkreis trägt das „Wald“ im Namen auch nicht ohne Grund. Etwas über 40 Prozent der Fläche ist bewaldet. Davon sind 37 Prozent Laubwald, 31 Prozent Nadelwald und die restliche Fläche gemischt. Bedenkt man, dass Nadelholz durch den hohen Harzanteil schneller brennt, stehen wir mit „nur“ einem Drittel reinem Nadelwald eigentlich nicht schlecht da. Aber warum brennt es dann in diesem Sommer so häufig? „Die meisten Brände sind direkt oder indirekt durch den Menschen verursacht – entweder fahrlässig oder vorsätzlich“, erzählt Haubrich. Der fliegende Funken beim Rauchen oder Grillen, die heiße Abgasanlage des Autos beim Parken, heiß gelaufene Maschinen in der Land- und Forstwirtschaft oder auch das übertreten eines anderen Brandes auf umliegende Flächen sind Beispiele hierfür. Von den vorsätzlichen Brandstiftungen ganz abgesehen, die leider auch immer wieder vorkommen. Die Scherbe, die durch einen Brennglaseffekt einen Brand auslöst, sei hingegen, zumindest in unseren Wäldern, mehr ein Mythos, denn die Bedingungen mit perfekter Lage und perfektem Lichteinfallwinkel kommen bei uns eher nicht vor.
Als Bürger im Westerwald kann man laut Haubrich aber dennoch beruhigt sein. Die Feuerwehren sind nicht schlecht aufgestellt. Auch wenn Waldbrände in der aktuellen Kreisausbildung nur wenig Raum einnehmen, arbeite man daran, diesen Bereich auszuweiten und entsprechend intensiver zu schulen. Dennoch sei die Feuerwehr gut vorbereitet und durch die Zusammenarbeit innerhalb der einzelnen Wehren, mit landwirtschaftlichen Betrieben, mit der Polizei und gegebenenfalls bei Katastrophenlagen auch der Bundeswehr habe man solide Einsatzpläne. Spezielle Tanklöschfahrzeuge für Wald- und Vegetationsbekämpfung sind auch bereits bestellt und man wartet nur noch auf die Auslieferung voraussichtlich Januar 2023. Auch Düsenschläuche, Faltbehälter und spezielle leichtere Schutzausrüstung ist in Beschaffung.
Zu Faltbehältern hatte Haubrich auch noch eine kleine Geschichte eines vergangenen Einsatzes zu berichten. Durch die Hilfe von landwirtschaftlichen Betrieben und der Wasserbringungen mit Güllefässern sei es vor kurzem passiert, dass aufgrund des ungefilterten Ansaugens aus dem Löschteich plötzlich Fische im Faltbehälter schwammen. „Die Hilfe bei der Wasserbeschaffung in abgelegenen Gebieten ist absolut wertvoll, allerdings muss man bei der Verwendung vor Ort vorsichtig sein und mit Filtern arbeiten, damit unsere Geräte nicht verstopfen oder kaputtgehen“, erklärte Haubrich dazu.
Doch es ist trotz aller Vorbereitung noch viel zu tun. Vor allem die Anschaffung von großvolumigen Tanklöschfahrzeugen sei in Rheinland-Pfalz wegen der Förderrichtlinien schwierig. Generell mache die Bürokratie vor allem bei Förderung und Ausschreibung häufig das Leben schwer, berichtete Haubrich. „Ich werde das auf jeden Fall mal zur Sprache bringen, vor allem, warum es diese 16 Tonnen Beschränkung gibt, die andere nicht haben“, versprach Hendrik Hering. Auf die Frage, was man zum Schutz des Waldes tun könnte, erklärte Haubrich abschließend: „Nicht Rauchen, was in Rheinland-Pfalz im Wald grundsätzlich immer verboten ist, kein offenes Feuer und nur auf ausgewiesenen Parkplätzen parken. Wer etwas sieht, sofort 112 kontaktieren und den ausgewiesenen Rettungspunkt durchgeben. Kennt man diesen nicht, hilft die kostenlose App „Hilfe im Wald“ dabei, den Standort zu bestimmen.“